Die Analdrüsen beim Hund und deren Funktion.
nach einem Aufsatz von Myrna M. Milani, D.V.M.
Unsere Hunde besitzen wie die Wildtiere Analdrüsen. Sie liegen im After und helfen dabei Territorien zu markieren oder paarungswillige Partner anzuziehen. Zwei Eigentümlichkeiten des modernen Hundelebens behindern solche normalen Funktionen. Erstens werden unsere Haushunde häufig kastriert und demzufolge macht die Anziehung eines Paarungspartners relativ wenig Sinn und zweitens tun wir Hundehalter alles, um die Bildung von Hunderudeln zu unterdrücken und beschränken damit die Ausbildung von Hundeterritorien. So haben unsere Hunde zwar Duftdrüsen, es fehlt ihnen jedoch an sozial akzeptierten Gelegenheiten, sie zu nutzen bzw. sie zu entleeren. Nicht jeder Hund hat gleichviel Drüsensekret. Dieses gibt er entweder auf seinem Lager ab oder aber er entleert seine Drüsen durch den Druck des Kots beim Kotabsetzen. Bei Hunden mit wenig Drüsensekret ist das Thema Analdrüsen kein Thema, häufig weiß bei diesen Hunden der Halter gar nichts von deren Existenz. Bei Hunden jedoch mit viel Drüsensekret, die sich häufig entleeren oder bei denen der Hund die Drüsen nicht entleeren kann, wird das zum Thema.
Das Entleeren der Analdrüsen kann unabhängig vom Kotabsetzen auch andere Ursachen haben. Bei Junghunden beispielsweise kann das fehlendes Selbstvertrauen sein. Plötzliche laute Geräusche oder andere äußere Umstände können einen unerfahrenen Junghund so erregen, dass er automatisch die Analdrüsen entleert. Bei reiferen Hunden verlieren solche Ereignisse ihren furchtbestimmenden Reflex.
Starke Sekretionen bieten dem Hundebesitzer ein einmaliges Geruchserlebnis. Wie Parfüm kann auch hier ein winziger Tropfen ein ganzes Zimmer lange Zeit durchdringen.
Ein Hund, der seine Analdrüsen nicht entleeren kann oder nicht will, kann zu einem schwerwiegenden medizinischen Problem werden. Erste Anzeichen, mit denen die Hunde dokumentieren, dass sie Probleme haben, sind Versuche auf dem Hintern zu rutschen oder Ersatzhandlungen, wie beispielsweise für uns unmotiviert, den Vorderlauf zu lecken. Hierfür sind häufig der Druck oder die Reizung der nicht entleerten Analdrüsen verantwortlich. Kann der Hund den Druck nicht lösen, können sich die Analdrüsen entzünden, ja es können sich sogar Abszesse bilden. Ist dies der Fall, sollte unbedingt der Tierarzt aufgesucht werden. Um solchen Szenarien vorzubauen, wäre es viel einfacher, bei den ersten Anzeichen von Unwohlsein des Hundes, die Analdrüsen leeren zu lassen.
Tierärzte können die Drüsen auf zweierlei Arten entleeren. Zum einen wenden sie kräftigen Druck nach oben gegen die Drüse äußerlich an, dadurch wird der Drüseninhalt in den After ausgemolken. Im anderen Fall wird gleichzeitiger innerer und äußerer Druck aufgebaut und die Drüsen so entleert. Es ist eindeutig davon abzuraten, dass Hundebesitzer selbst einen Versuch unternehmen, diese interrektale Methode anzuwenden. Einige Hundebesitzer mit Hunden, bei denen immer wieder Analdrüsenprobleme auftreten, können allenfalls die externe Methode zu Hause anwenden. Sie sollten dies aber unbedingt zunächst mit Ihrem Tierarzt besprechen, bevor sie eigene Versuche unternehmen. Unsere gut sozialisierten Goldies lassen diese Procedere in der Regel geduldig über sich ergehen, vor allen Dingen dann, wenn sie merken, dass es ihnen gut tut. Für andere Hunderassen kann ich nicht sprechen, auf jeden Fall ist das schon ein starker Vertrauensbeweis, wenn ein Hund das ohne größeres Murren erträgt.
.